Im Zurechtbiegen sind wir Menschen Künstler: Liegt keine direkte, logische Begründung meines Handelns auf der Hand, dann wird eine herbeigezaubert, die einigermaßen plausibel klingt. Ist auch eine solche nicht da, wird eine Begründung konstruiert, so abwegig diese auch sein mag.

Es gibt Menschen, die leben ausschließlich mit und in solchen Konstrukten und brauchen ihre ganze Lebensenergie, um jene Scheingebilde am Leben zu erhalten. Sie rennen sich ihre Kraft aus dem Leib, nur um den Schein nach außen aufrecht zu erhalten. Jener krankmachende, aussichtslose Kampf kann dann zur großen Lebenslüge werden, die das innere Ich verschlingt.

Natürlich kommen wir in dieser Gesellschaft nicht darum herum, auch dort mit logischen Begründungen zu arbeiten, wo emotionales Wollen die Triebfeder ist. Ganz einfach deshalb, weil vielleicht unser Gegenüber die echte Begründung überhaupt nicht verstehen würde. Vielleicht habe ich auch Angst mich zu blamieren, zu viel von mir selbst preiszugeben, belächelt zu werden. Vielleicht würde ich meinen Gegenüber verletzen, vielleicht würde er sich unnötigerweise beleidigen. Die an sich harmlose Erwiderung ohne rationale Begründung: „Ich mag das nicht!“, die besagt, dass man aus seinem Innern heraus etwas nicht mitträgt, kann hier schon größte Sprengkraft besitzen.

Wenn wir um die Rationalisierungs-Technik unseres gewitzten Geistes wissen, dann können wir diesen Teil an seiner Ausbreitung hindern. Das Kommando darüber, was in mir vorgeht, beziehungsweise was ich in mir zulasse, liegt immer noch und ausschließlich bei meinem inneren Ich!