Leid entsteht, wenn ich mich, mein Ich in den Mittelpunkt der Welt stelle. Zwischen zwei extremen Pole sind tausend Zwischenformen möglich. Das eine Extrem: Ich werde süchtig nach mir selbst und konstruiere mir eine unglaubliche Wertigkeit im Außen. Das Gegenteil als 2. Extrem: Ich fühle mich als ein Nichts und konstruiere mir größte Wertlosigkeit.

Zwei Zwischenextreme: A Ich schauspiele nach außen größte Wichtigkeit und weiß dabei im innen, dass ich klein und schwach bin. B: Ich verbreite nach außen größte Demut und Unterwerfung unter eine Gutmensch-Ideologie, im Innen wird jedoch größte Aggression unsichtbar gehalten.

In allen Fällen ist mein Ich der Mittelpunkt, der mich über den Rest der Welt erhebt.
Irreale Wichtigkeit und irreale Wertlosigkeit, beides erzeugt den gleichen Hochmut. So dreht sich der Kreis, in tausend Variationen, der mich leiden lässt.

Leid entsteht durch das Gefühl von Einsamkeit (nicht: ich bin allein, sondern: ich werde alleingelassen) das Gefühl von Mangel, von Leere, von Isolation, von Verlust an Prestige und Macht, von Verlust an Einfluss auf andere Menschen.

Leid entsteht, wenn ich mich und meine Wertigkeit binde: an eine Idee, an Ideale, an Meinungen, an Glauben, an Personen, an Konzepte. Jede Idee, jedes Ideal, das ich übernehme, jeder Glauben, jedes Konzept sind nur Mittel und Wege, um mich höherwertig zu machen als ich bereits bin. Wer ich sein will? Jedenfalls nicht derjenige, der ich bin.

Alle diese irrealen Bindungen an Ideale sind Fluchtwege vor mir selbst.